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Es gibt Bilder zu Texten, und es gibt Texte zu Bildern. "untertext" ist weder das Eine noch das Andere. Diese Ausstellung ist der Versuch, zwei Künste in einem kreativen Prozess zu vereinigen.
Die Möglichkeit, unsere Ideen und unseren Elan unmittelbar in greifbare Resultate umzusetzen und diese permanent beeinflussen zu können, ist nur mit der Form der Kommunikation im Internet möglich. Menschen die gestern noch, jeder für sich, ihren bevorzugten Weg in der Kunst gegangen sind, haben heute die Möglichkeit, ihre Arbeiten miteinander zu verbinden und sie dadurch zu etwas Neuem werden zu lassen. Die Dynamik und das Potenzial hierbei sind enorm und grenzüberschreitend, im bildlichen und im wahrsten Sinne des Wortes.

Es fing damit an, dass Phillipp ein Gedicht (von mir, Christa) zu einem Foto (von mir, Bernd)
in seinem Blog veröffentlichen wollte und um unser Einverständnis bat. Drei Wochen später entstand „Du kleine Schöne“, inspiriert durch ein Kinderportrait, und in den darauf folgenden Wochen weitere Texte, angeregt durch Bilder, und umgekehrt wurden Bilder Texten zugewiesen und an die Seite gestellt.
Nicht jedem wird alles gefallen, aber wir hoffen, dass jeder etwas auf dieser Seite entdeckt,
das ihn anspricht, berührt… eine Assoziation, der sie/er folgen kann.

Besonderer Dank gilt Phillipp, der nicht nur den ersten Anstoß geliefert, sondern
das Projekt auch mit Anregungen und konstruktiver Kritik begleitet und uns ermutigt hat,
die Ergebnisse der Zusammenarbeit hier zu präsentieren.

Christa Hartwig & Bernd Uthoff





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Untertext

Wäre der Himmel Himmel ohne Welt darunter?
Ist die Welt ein Untertext zu einem Himmel ohne Worte?
Ist, was ich schreibe, ein Untertext zu mir?
Denn die Seele hat weder Bilder noch Worte.

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Pank. Pank. Pank.

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Pank. Pank. Pank.
Mama sitzt auf der Bank.
Mein Ball ist bunt und blank.
Pank. Pank. Pank.

Pong. Pong. Pong.
I’m doing nothing wrong.
My mum taught me this song.
Pong. Pong. Pong.

Ballspielen ist verboten.
Sie drohen mit den Pfoten.
Die Radfahrer. Die Raucher. Die Roten.
Ballspielen ist verboten.

Zehnerprobe an der Wand.
Und jetzt mit der linken Hand.
Rückwärts jetzt, über den Kopf.
Schnell herum, es fliegt der Zopf.
Fällt der Ball, ist es vorbei.
Tinker, taylor, soldier, spy.
Give me more! Give me five!
Rote Kirschen, süß und reif.
Birnen saftig, Äpfel sauer.
Zehnerprobe an der Mauer.

Ballspielen ist verboten.
Rilke. Das Lied des Idioten.
Mein Lied hat keine Noten.
Ballspielen ist verboten.

Pong. Pong. Pong.
Please, listen to my song.
My dress was short, my gown is long,
but still I go along.

Pinke-Pinke-Pank.
Sperr mich nicht in den Schrank.
Ich bin ja schon ganz leise…
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Der Ball rollt auf die Gleise.


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Fünf Minuten Zigarettenpause

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Fünf Minuten Zigarettenpause
Raus aus der Küche
Geklapper und Kesselgebrause,
Hitze, Gerüche.

Sauce hollandaise
Sauce béarnaise
Sauce bordelaise

Keine Zeit für Träume.
Gute Zeiten für Misteln,
schlechte Zeiten für Bäume.
Seine Mutter liebt Disteln.

Neuerdings vermietet sie sein Zimmer.
Man muss sehen, wo man bleibt.
Seine Mutter sagt: Gegessen wird immer.
Dabei hat sie keine Ahnung, wie man schreibt

Sauce hollandaise
Sauce béarnaise
Sauce bordelaise

Bald werden die Bäume grün am Jungferngraben.
Die Misteln sind es das ganze Jahr.
Gut, etwas in petto zu haben.
Sein Rezept für Sauce Tartare.


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Verspiel nicht




Verspiel nicht, was dir nicht gehört.
Sie ist bei dir aus freien Stücken.
Es wird dem, der die Nachtigall stört,
der große Wurf niemals glücken.

Selbst wenn alle Lichter der Nacht
deinem Weg ihren Glanz verleihen,
es wird, was dich zum Gewinner macht,
ohne den Tag nicht gedeihen.

Mach deinen Einsatz. Setz alles.
Spielschulden würden Ehrenschulden,
denn noch im Sturzflug deines Falles
käm sie, mit dir zu erdulden.

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Selbst um den Schmerz


Was bleibt, wenn sich das, wovon man glaubte,
das Herz würde einem brechen, verlöre man es -
das, was einem mehr bedeutete als alles Andere,
als wertlos erweist, im selben Augenblick,
in dem man es verliert?
Kein Schmerz. Selbst um den Schmerz ist man betrogen.
Es bleibt nur ein salziger Geschmack.
Wie eine Erinnerung an etwas, das groß gewesen sein muss,
das man sich aber nicht mehr lebendig vorstellen kann.


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...während hier nur die Zeit vergeht

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Ihr ging der letzte Satz nicht aus dem Kopf,
der, den sie im Bus gelesen hatte,
in dem Buch, dessen Geschichte sich dahinschleppte,
und das sie nur las,
weil sie kein anderes mit in den Urlaub genommen hatte:
Die Zukunft liegt in der Ferne, während hier nur die Zeit vergeht.
Und jedes Mal, wenn sie den Satz in Gedanken wiederholte,
wurde ihr Blick wie magisch angezogen
von der benutzten Tasse,
aus der jemand getrunken hatte, bevor sie kam,
und von dem winzigen Segelboot auf der Untertasse,
gefaltet aus dem Einwickelpapier eines Zuckerwürfels.





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Umarmungen

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Ich weiß nicht mehr, wie oft in meinem Leben
ich in den Arm genommen worden bin.
Auch mag es sinnlichere Zärtlichkeiten geben
und wohl auch solche mit mehr Hintersinn.

Von meiner Mutter oft, wenn sie mich trösten sollte,
von Freundinnen in Vertraulichkeit,
von meiner ersten Liebe, die ich nie vergessen wollte,
von andern Lieben - und manchmal nach einem Streit.

Von Menschen, die mir gute Reise wünschen wollten,
von Menschen, denen mein Erfolg Grund dafür gab,
von manchen, die mich später dann verraten sollten,
und andern, die dann ich im Stich gelassen hab.

Manche Umarmungen waren warm und herzlich
und manche unverbindlich, kühl und nüchtern,
manche von Abschied schwer und schmerzlich,
und manche waren zart, manche schüchtern.

Umarmt zu werden, war nicht immer angenehm.
Manchmal hab’ ich es lediglich geduldet.
Und zu umarmen, war mir manchmal unbequem,
wenn ich es tat, als wäre es geschuldet.

Umarm ich dich, so soll es nur geschehen,
damit du weißt, wie nah du meinem Herzen bist.
Umarmst Du mich, dann möchte ich verstehen,
dass nichts uns trennt, mein Platz in deinen Armen ist.

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Blicke

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Der erste Blick, an den ich mich erinnere, der meiner Mutter?
Da ist ein anderes Bild. Ein lächelndes Gesicht
über dem Gekräusel von Rüschen.
Das Babykörbchen, von meiner Mutter beschrieben.
Das Gesicht, später wiedererkannt auf einem Foto.
Tante Betty. Sie starb, jung, als ich gerade laufen lernte.

Meine Mutter hatte viele Blicke. Heiter manchmal, traurig öfter.
Manchmal durch mich hindurch. Glasig, wenn sie trank.
Später wurde ihr Blick flach, suchte nicht mehr die Tiefe.
Und doch hatte sie mich auf Blick dressiert.
Ihre Augen zwei Stoppschilder. Stillsitzen. Mund halten.
Mein Fuß auf der Bremse des Tretautos, das ich nie bekam.

Der Blick des Lehrers. Ich um die richtige Antwort verlegen.
Dann wieder umgekehrt. Ich hätte antworten können
und wurde keines Blickes gewürdigt. Und manchmal traf es gut.
Die Blicke der Erwachsenen. Zu laut gelacht. Strafender Blick.
Zuviel gewusst. Überraschter Blick. Zu eng der Pullover.
Abschätzender Blick. Ist sie noch? Hat sie schon? Wird sie bald?

Der Blick der ersten Liebe. Der Blick meines Bruders im Geiste,
das Herz mir tätowierend mit Zeichen, die nur die Seele kennt.
Der Blick, der bittet: Versteh. Lieben ist Verstehen. Ich weiß.
Ihm nachgeblickt durch einen Tränenschleier.
Der Blick meines Kindes, so voller Vertrauen.
Der Blick aller Kinder, das Herz uns prüfend.

All die Blicke der Freunde,der Bekannten, der Fremden.
Fragend, forschend, neugierig, herausfordernd, kalt, verstohlen.
Über den Tisch hinweg, über Köpfe hinweg, im Vorbeigehen.
Dein Blick ist anders. Fängt meinen ein und nimmt ihn mit.
Lässt sich einfangen und mitnehmen. Wir schauen gemeinsam.
Unter deinem Blick schließe ich die Augen und sehe.







Sieh, schon graut der Morgen

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Sieh, schon graut der Morgen,
schon fordert der Tag dich heraus,
mit kleinen und großen Sorgen -
und sieht noch so unschuldig aus.

Hör, schon ruft dich das Leben,
schon fordert es seinen Tribut,
verlangt, dein Bestes zu geben -
und behandelt dich nicht immer gut.

Fühl, dass mit seinen Gedanken
jemand von deiner Seite nicht weicht,
und solltest du stolpern und wanken,
ohne Worte die Hand dir reicht.

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Betty

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Er wird langsam schusselig, sagte sie.
Ihr Mann gucke sie fragend an.
Na, weil er vergessen hat, Das Foto von Betty umzudrehen, erklärte sie.
Du meinst, weil er gar nicht im Garten ist? Damit er sie sehen kann,
und sie ihn?
Na, hat er doch immer gemacht, sagte sie fast beleidigt, das Bild umgedreht,
wenn er im Garten gearbeitet hat, und wieder anders rum,
wenn er rein gegangen ist.
Und jetzt dreht er’s um, wenn dieses Weib zum Putzen kommt.
Und wieder anders rum, wenn sie weg ist, feixte er.
Ach! Sie machte ein ungläubiges Gesicht. Du meinst, so schusselig ist er gar nicht?
Vielleicht ist er ja auch in die Stadt, und sie sollte ihm nachwinken
und auf ihn warten, wenn er zurückkommt.
Guck, sagte er und grinste, da steht ihr Fahrrad.
Während sie weitergingen, schwieg sie eine Zeit lang. Dann sagte sie:
Also, ich an ihrer Stelle würde ja verlangen,
dass er Betty in ’ne Schublade packt und dass sie da bleibt.
Ihr Mann sah sie überrascht von der Seite an.
Schließlich schüttelte er den Kopf. Weiber.
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Baucis und Philemons Kinder

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Es wird der Mensch nicht zum Baum,
doch Leben bleibt Leben.
Es ist die Unsterblichkeit kein Traum.
Es wird uns immer geben,
uns, die wir Teil sind vom Leben.


Was den Menschen vom Tier unterscheidet,
ist seine Art zu lieben,
die ihn am glücklichsten macht,
woran er am meisten leidet.
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Wir selektieren und sieben,
glauben, dass es von der Natur so gedacht,
und müssen doch einfach nur lieben.

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Du kleine Schöne

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Du kleine Schöne mit den wachen Augen,
Was siehst du, wenn du auf uns schaust?
Ich frag’ mich, ob wir dir zum Vorbild taugen,
Und ob du uns zu Recht sosehr vertraust.



Du kleine Schöne mit den zarten Ohren,
Was hörst du, wenn du uns so reden hörst,
Als hätten wir den Glauben an uns selbst verloren,
Aber von dir erwarten, dass du uns Gehorsam schwörst?



Du kleine Schöne mit dem Haar, auf das die Sonne scheint,
Sind wir der Schatten, der auf deinen Scheitel fällt?
Wir sollten besser wissen, was das Leben meint,
Denn es hat dich uns anvertraut in dieser Welt.


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Wir reden, lachen, schweigen

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Wir reden, lachen, schweigen
und ich an deiner Hand.
Es tanzt ein Blätterreigen
und Herbst ist es im Land.

Wir schweigen, lachen, reden
und ich in deinem Arm.
Mag es auch frieren jeden,
uns hält die Liebe warm.

Und wenn wir still dann werden,
und nur dein Blick mich fragt
kein Wort auf Gottes Erden
mehr als mein Kuss Dir sagt.

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Nur mich dir schenkend

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Nur mich dir schenkend,
kann ich mich behalten,
kostbarer mir, weil dein.

Mich in dir denkend,
kann ich mich entfalten,
wie nie verbogen sein.

Befiehl mein Schweigen,
verlang mein Wort zu geben,
bestimme Zeit und Ort.

Doch wenn es gilt, zu zeigen,
du bist mein Leben,
lass mir das letzte Wort.



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Die Vier Elemente

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Wäre doch Erde ich geblieben
Hätt’ sanft geschmiegt mich unter deinen Fuß
Hätte gekeimt und Zweig um Zweig getrieben
In voller Blüte dir zu bieten meinen Gruß.

Wäre ich Erde, wär’ ich Leben
Von dir bestelltes Feld, Grund, auf den du baust
Ich trüge alles, was du mir gegeben
mit Liebe, weil du es mir anvertraust.

Wenn deine Zeit kommt, lass mich Erde sein
Für jedes Wort, nicht von dir gesprochen, taub
Drei Handvoll gebe jeder dir ins Grab hinein
Denn ohne dich, Geliebter, bin ich Staub.

Wolke bin ich
Schiff ohne Hafen
Vom Wind getrieben
Meine Farben ein Spiel
Bis dein Blick mir Bedeutung gibt.

Schwer bin ich
Will nur noch zu dir
Ordne mich zu Sternen
Küsse deine Stirn
Und vergehe auf deinen Lippen.

Wasser bin ich
Tauch in mich ein
Gib mir innere Form
Heb meinen Spiegel
Dem ewigen Himmel entgegen.

Atem bist du, frei wie Luft
Wind unter meinen Schwingen
Trägst mit dir des Lebens Duft
Und der Sterne Klingen.

Ich lass dich ein, halt dich nicht lang
Lass dich wieder hinaus.
Es bleibt der Duft, es bleibt der Klang
In dem sonst leeren Haus.

Du bist so kühl, du bist so klar
Bist wie ein neuer Morgen,
Ein neuer Anfang, neues Jahr
In meiner Brust geborgen.

Schöner, wilder Tanz der Feuerzungen
Über Buchenscheiten im Kamin
An den Wänden Schatten von Erinnerungen
Von Metaphern und Allegorien

Hab’ so oft gebrannt und mich verzehrt
Gefüllt mit leichter Asche mir das schwere Herz
Bis nichts mehr da, was eine Flamme nährt
Weil aus Kristall die Seele und der Leib aus Erz.

Einmal noch will ich durch das Feuer gehen
Nein, nicht hindurch, hinein, denn es ist Zeit
Nicht zu verbrennen, sondern zu bestehen
Ich fühl mein Herz, zu glühen, jetzt bereit.

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Wären alle Spiegel deine Augen, ich sähe mich schön.